2. Brennweite


EINFÜHRUNG: BRENNWEITE UND BILDWINKEL

ANWENDUNGSBEISPIELE UNTERSCHIEDLICHER BRENNWEITEN

Weitwinkelobjektiv: Alles auf einmal zeigen, auch wenn man dicht davor steht oder wenig Platz hat. (hier: 35mm)
Weitwinkelobjektiv: Alles auf einmal zeigen, auch wenn man dicht davor steht oder wenig Platz hat. (hier: 35mm)
Normalobjektiv: Einen natürlichen Seheindruck bewahren, ohne den Bildwinkel zu stark zu stauchen oder zu weiten. (hier: 50mm)
Normalobjektiv: Einen natürlichen Seheindruck bewahren, ohne den Bildwinkel zu stark zu stauchen oder zu weiten. (hier: 50mm)
Teleobjektiv: Ferne Dinge nah heran bringen oder gewohnte Dinge ganz groß zeigen. Oft mit Schärfe-Unschärfe-Verläufen. (hier: 300mm)
Teleobjektiv: Ferne Dinge nah heran bringen oder gewohnte Dinge ganz groß zeigen. Oft mit Schärfe-Unschärfe-Verläufen. (hier: 300mm)


DIE BRENNWEITE DES OBJEKTIVS

Wenn man in der Fotografie von der Brennweite spricht, meint man den Bildwinkel des Objektivs der Kamera. Die Brennweite wird in der Regel in Millimeter (mm) angegeben. Der Bildwinkel kann sehr weit sein, dann spricht man von Weitwinkelobjektiv (das liegt im Kleinbildformat unter 50mm, wobei z.B. 28mm 75° entsprechen), er kann auch etwa dem natürlichen menschlichen Wahrnehmungsgefühl entsprechen, dann spricht man von Normalobjektiv (das liegt im Kleinbildformat bei ca. 50mm, das entspricht 46°), er kann aber auch sehr eng sein und ferne Objekte groß erscheinen lassen, dann spricht man von einem Teleobjektiv (das liegt im Kleinbildformat über 50mm, wobei z.B. 135mm 18° entsprechen).

Darüber hinaus gibt es Objektive, die in der Lage sind zu „zoomen“. Dieser Zoom bezeichnet die Möglichkeit des Änderns der Brennweite mit demselben Objektiv. Der Zoombereich ist in der Regel auf dem Objektiv angegeben. Die Brennweite lässt sich durch das drehen an einem Ring des Objektivs ändern. 

Wie drei Aufnahmen vom gleichen Standpunkt mit den verschiedenen Brennweiten aussehen, sieht man an den folgenden Abbildungen.

DIE OPTISCHE WIRKUNG

Die verschiedenen Brennweiten haben nicht nur einen unterschiedlichen Bildwinkel, sie bilden das dargestellte auch unterschiedlich ab und sind daher für bestimmte Bereiche mehr oder weniger geeignet. Bei Weitwinkelobjektiven scheinen nahe Gegenstände viel größer als weiter entfernte, während nahe und ferne Gegenstände bei Teleobjektiven optisch viel dichter zusammenrücken und gleich groß erscheinen (siehe Abbildungen unten). Auch die Schärfeausdehnung unterscheidet sich beträchtlich. Während bei Weitwinkelobjektiven meist alles von dem vordersten Gegenstand bis zum Horizont scharf abgebildet ist, liegt die Schärfe beim Teleobjektiv meist nur auf dem fokussierten Punkt und dehnt sich von dort nur sehr wenig aus, wodurch Objekte vor und hinter dem fokussierten Objekt unscharf werden. 

Diese Eigenschaften machen Weitwinkelobjektive für Landschafts- und Architekturfotografen attraktiv, wohingegen sie bei Porträtfotografen nicht so häufig vorkommen, weil sie das weiter vorn liegende größer darstellen (bei einem Portrait wäre das je nach Bildwinkel die Nase, die Stirn oder das Kinn). Dies passiert häufig bei sogenannten "Selfies" mit dem Handy, weil das Weitwinkel die Gesichtsproportionen verzerrt. Portraitfotografen nutzen daher eher leichte Teleobjektive, um die Gesichtsproportionen naturgemäß abzubilden und durch den schmalen Schärfebereich der Teleobjektive den Portraitierten vor dem Hintergrund optisch „freizustellen“.

Unterschiedliche Wirkung bei gleicher Einstellungsgröße durch die Wahl verschiedener Brennweiten
Unterschiedliche Wirkung bei gleicher Einstellungsgröße durch die Wahl verschiedener Brennweiten

DER BILDWINKEL IN ABHÄNGIGKEIT VOM AUFNAHMEFORMAT

Die oben angegebenen Brennweiten beziehen sich auf das Kleinbildformat, die tatsächliche Brennweite kann bei kleineren Sensoren (siehe Bridgekameras etc.) abweichen. Bei Spiegelreflexkameras im vollen Kleinbildformat spricht man von "Vollformat". Bei diesen ist keine Umrechnung erforderlich. Viele Kameras besitzen aber einen sogenannten "APS-C-" oder "Four-Thirds"-Sensor. Bei diesen verlängert sich der Bildwinkel bei entsprechender Brennweite jeweils um einen sogenannten „Crop“-Faktor, der jeweils vom Hersteller angegeben wird. Dieser liegt bei Canon APS-C bei x1,6, bei Nikon APS-C bei x1,5.

Ein 50mm-Objektiv an einer Canon APS-C-Kamera (wie z.B. der 750D) hat also z.B. den Bildwinkel eines 80mm-Objektivs (KB-Äquivalent). Ein 18-55mm-Objektiv an einer APS-C-Kamera entspricht damit etwa einem Bildwinkel von 28-90mm im Kleinbildformat.